Das Credo „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ hat seine Wurzeln im 11. Jahrhundert und wird oft mit den Assassinen in Verbindung gebracht, einer geheimen Bruderschaft unter der Führung von Hassan-i Sabbāh. Diese Philosophie, die als Lehre der Assassinen bekannt wurde, stellt die Frage auf, inwiefern Wahrheit und Moral menschengemacht sind. Der slowenische Schriftsteller Vladimir Bartol beleuchtet diese Idee in seinem Werk „Alamut“ aus dem Jahr 1938, das die historischen Ereignisse rund um die Assassinen und deren Einfluss auf die Philosophie der Wahrheit thematisiert. In der Videospielserie Assassin’s Creed, die erstmals 1998 veröffentlicht wurde, wird dieses Credo neu interpretiert und in den Kontext der modernen Nietzsche-Studien gesetzt. Die fantastische Erzählweise und die historische Authentizitätsnähe in den Spielen führen dazu, dass die Bedeutung von „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ auch in zeitgenössischen Debatten über Ethik und Moral untersucht wird. Diese Konzepte regen dazu an, über die Relativität von Wahrheit nachzudenken und die Ungewissheit der menschlichen Existenz zu reflektieren.
Bedeutung im Spiel Assassin’s Creed
In der Videospielserie Assassin’s Creed spielt die Philosophie „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ eine zentrale Rolle, die teilweise auf den historischen Hassan-i Sabbāh und die Assassinen des 11. Jahrhunderts anspielt. Diese Lehre wird von den Protagonisten, unter anderem Altaïr, in ihrer Streitschrift für Freiheit und Gerechtigkeit verkörpert. Das Credo fungiert als Grundlage für die Regeln der Assassinen-Bruderschaft und führt zu ethischen Dilemmata, die Spieler häufig zu bewältigen haben. Die Erzählungen um Alamut und den legendären Richard Löwenherz liefern inspirierende Kontexte, um die philosophischen Fragestellungen spielerisch zu erforschen. Vladimir Bartols Werk „Alamut“ bietet zusätzliche Inspiration für die Entwicklung der Erzählungen innerhalb der Reihe, in denen das Credo nicht nur als einfache Maxime, sondern als tiefgreifende Lebensphilosophie der Assassinen inszeniert wird. Hierdurch wird die Spannung zwischen Freiheit und Ordnung, Glaube und Skepsis lebendig und eröffnet dem Spieler neue Perspektiven auf die Ermöglichung von Entscheidungen im Spiel.
Philosophische Implikationen der Lehre
Die Aussage ’nichts ist wahr, alles ist erlaubt‘ lädt zur Umwertung aller Werte ein, was in der Philosophie insbesondere von Friedrich Nietzsche diskutiert wird. Nietzsche’s Moralkritik stellt die konventionellen Wahrheitsansprüche in Frage und fordert eine Neubewertung der ethischen Standards. Dies steht im Einklang mit einer kritischen Wahrheitstheorie, die die subjektive Natur von Erkenntnis und Moral thematisiert. In der Bildungsphilosophie könnte man argumentieren, dass diese Perspektive nicht nur die Freiheit des Individuums stärkt, sondern auch eine tiefere Reflexion über die eigene Existenz anregt. Die Geschichte der Assassinen, wie sie von Joseph von Hammer-Purgstall dokumentiert wurde, illustriert, wie ein solches Credo in praktischer Form umgesetzt werden kann. Assassinen lebten nach einer Logik, die von der herkömmlichen Wahrheitsauffassung abwich und dabei eine eigene Argumentation entwickelten. Diese philosophischen Implikationen werfen Fragen auf über die Grenzen von Ethik und Freiheit und fordern dazu auf, die eigene Haltung zur Realität zu hinterfragen.
Kritik und Relevanz in der heutigen Gesellschaft
‚Nichts ist wahr, alles ist erlaubt‘ entfaltet sich als eine provokante Denkweise, die sowohl in der Philosophie als auch im gesellschaftlichen Kontext breite Resonanz findet. Friedrich Nietzsche initiierte mit seiner Philosophie der Umwertung aller Werte eine grundlegende Moralkritik, die auch in der Praxis der Assassinen unter Hassan-i Sabbāh ihren Ausdruck fand. Die Anwendung dieses Credos in der politischen und ethischen Diskussion zeigt auf, wie sich Vorstellungen von Wahrheit und Falschheit, Gut und Böse radikal verändern können. Im Iran, wo die Geschichte der Assassinen und ihrer Festung Alamut verankert ist, bleibt die Frage der individuellen Lebenshaltung und der damit verbundenen Suche nach Unsterblichkeit relevant. Aktuelle Debatten um die Rechtsordnung und die Abgrenzung zwischen weltlichen und jenseitigen Werten werfen Licht auf die Herausforderungen, die durch postmoderne Wahrheitstheorien entstehen. In der Bildungsphilosophie, wie sie von Christian Niemeyer in den Nietzsche-Studien der Walter de Gruyter GmbH & Co. thematisiert wird, wird die Relevanz dieses Denkansatzes deutlich. Im Kontext der heutigen Gesellschaft erfordert die Reflexion über die Aussage ‚Nichts ist wahr, alles ist erlaubt‘ eine kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Strukturen und der Bedeutung von Freiheit im Angesicht absoluten Wahrheiten.